RP vom 20.03.2018

NRZ - WAZ vom 20.03.2018

selk-news vom 23.03.2018

Meisterwerk meisterlich aufgeführt
SELK
: Großartige Matthäuspassion mit dem Collegium vocale

Neukirchen-Vluyn
, 21.3.2018 - selk - Gemeinsam mit dem Kammerchor Düsseldorf (Leitung: Wolfgang Abendroth), einem Kinder-/Jugendchor aus den evangelischen Gemeinden in Neukirchen-Vluyn und Kindern der St. Johannisgemeinde Köln der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), sechs Vokalsolostimmen und dem Cölner Barockorchester brachte jetzt das in der SELK beheimate Collegium vocale unter Leitung seines Chorleiters Hans-Hermann Buyken (Kamp-Lintfort) Johann Sebastian Bachs "große Passion", seine Matthäuspassion, in der St. Quirinuskirche in Neukirchen-Vluyn zu Gehör. Die regionale Presse überschlägt sich mit Lobeshymnen in ihrer Kritik. "Meisterwerk meisterlich aufgeführt" titelt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung/Neue Ruhr Zeitung und bezeichnet die Aufführung als "künstlerisches Erlebnis, wie man es in Neukirchen-Vluyn nicht oft genießen kann".  Liebhaberinnen und Liebhaber barocker Kirchenmusik seien "fürwahr auf ihre Kosten gekommen". Doch auch die geistliche Dimension dieser wohl größten Passionsvertonung, die überliefert ist, erschloss sich dem Kritiker; er beginnt seinen Bericht: "'Ach, nun ist mein Jesus hin', klagen Arie und Chor, um aber etwas später erleichtert im Rezitativ zu verkünden: ,Der Friedensschluss ist nun mit Gott gemacht, denn Jesus hat sein Kreuz vollbracht.'"

Die Rheinische Post ("Matthäus-Passion - eine kleine Sensation") berichtet: "Die Zuhörer in der voll besetzten Kirche erlebten eine Mischung aus Gottesdienst und Konzert, die die Passionsgeschichte Jesu nach dem Evangelisten Matthäus nacherlebbar machte. Wer wollte, konnte den Text mitlesen oder auch mit geschlossenen Augen in der Musik versinken". Nicht nur das Glockengeläut zu Beginn und die Totenglocke nach dem Schluss-Stück "Wir setzen uns mit Tränen nieder", sondern auch die differenziert textbezogene Interpretation machten allen Zuhörenden deutlich, dass es sich um zutiefst gottesdienstliche Musik handelt, die Bach für die Karfreitagsvesper 1727 in der Thomaskirche Leipzig schrieb.

Alle Ausführenden zeigten eine beeindruckende, kaum zu steigernde Leistung. Die Dramatik der großen Chöre und die so nuanciert vorgetragenen Choräle wurden von vielen Zuhörerinnen und Zuhörern als ganz besonderes Erlebnis bezeichnet, ebenso die gelungene Auswahl der sechs Vokalsolostimmen mit Wolfgang Klose als Evangelist, Christian Walter als Christus, Theresa Nelles (Sopran), Charlotte Quadt (Alt), Julian Habermann (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass). "Das Cölner Barockorchester, aufgeteilt in zwei Orchester, begeisterte mit seinen historischen Instrumenten", so die Rheinische Post.

"Ich habe die Matthäuspassion schon mehrmals live gehört", so eine Zuhörerin, "oft schien sie mir etwas lang.  Das war heute ganz anders. So spannend und mich tief berührend, von Anfang bis Ende, habe ich sie noch nie gehört!"

Nach dem Verklingen der Totenglocke "dankte das Publikum der herausragenden Aufführung mit minutenlangem Applaus" (Rheinische Post).

Hans-Hermann Buyken bedankte sich beim anschließenden Beisammensein für die ideelle und großzügig finanzielle Unterstützung und bei allen Ausführenden für ihr "großartiges Engagement und die einmalig gute ökumenische Zusammenarbeit bei diesem großartigen Projekt, künstlerisch wie geistlich!"    

 

Beitrag zum Konzert unseres Chormitglieds Gisela B. Adam, der auch in der Zeitschrift "Lutherische Kirche" vom April 2018 veröffentlich wurde

 

 

Vertonte Passionsgeschichte: Die „Matthäus-Passion“ von J. S. Bach

Konzertaufführung  des Collegium vocale der SELK, des Düsseldorfer Kammerchores, von Solisten und des Cölner Barockorchesters

Wer die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach einmal gehört oder gar selbst gesungen und dabei den Text so ganz verinnerlicht hat, den wird diese große, erhabene Musik - hier stimmt dies alte Wort - und das ergreifende Geschehen von der Passion Christi nicht mehr loslassen. Auf  geniale Weise sind bei Bach Text und Musik geradezu verschmolzen. Es ist schon erstaunlich, wie Musik unser Herz, unser Denken und Fühlen beeinflusst, in unsere Stimmung eingreift und uns verändern  kann. Und wenn man dann bedenkt, dass diese Musik vor fast 300 Jahren - nämlich 1727 - komponiert wurde, so darf hier das Wort zeitlos eingesetzt und dabei mit allen Superlativen ausgeschmückt werden. Diese Musik ist grandios, unglaublich schön, sehr fein und auch pathetisch, dabei bewusst gesetzt in Einklang zum Text, um eine erstaunliche Bedeutungstiefe auszuloten und Eindringlichkeit zu bewirken. Und dabei will sie eigentlich nur bescheiden erzählen von dem, was wir Christen glauben und jedes Jahr in der Passionszeit, der vorösterlichen Zeit hören, um zum Osterfest die Auferstehung Christi zu feiern. Aber das Geschehen selbst ist nicht bescheiden, sondern maßlos und unerhört. Es ist der Bericht vom Leiden und Sterben Jesu Christi nach dem Evangelium des Matthäus.

Diese Musik dient nicht der Unterhaltung, sondern ist geschrieben als Musik für den Gottesdienst, als Verkündigung des biblischen Geschehens. Dass dabei das Werk in zwei Teile gegliedert ist, gab ursprünglich breiten Raum für die Predigt in der Mitte, d.h. der Gottesdienst mit Musik plus ausführlicher Predigt dauerte etwa vier, fünf Stunden. Heute wird sie aufgeführt in fast drei Stunden und einer Besetzung von sechs Solisten, zwei Chören, hier zusätzlich mit einem Kinderchor, und zwei Orchestern. Somit ist die Matthäus-Passion Bachs umfangreichstes und am stärksten besetztes Werk und stellt einen Höhepunkt protestantischer Kirchenmusik dar.

Am 18. März 2018 kam die Matthäus-Passion von J. S. Bach zu Gehör in der St. Quirinus-Kirche in Neukirchen-Vluyn unter der Gesamtleitung von Hans-Hermann Buyken (Kamp-Lintfort), Künstlerischer Leiter des Chores der SELK, Collegium vocale. Hinzu kamen die Sänger des zweiten Chores, des Düsseldorfer Kammerchores, der von Wolfgang Abendroth (Düsseldorf) geleitet wird. Alle Musiker, Laien wie Profis, überzeugten in ihrem leidenschaftlichen Ausdruck und ihrem perfekten Zusammenspiel. Die 14 Choräle des dreistündigen Werkes, die die Stimme der Gemeinde darstellen, wurden mit viel Liebe und Kraft interpretiert. Besonders ergreifend war das doppelchörige "Sind Blitze und Donner", in dem die Wut der Gläubigen über den Verrat Jesu ihren Höhepunkt findet. Auch beim achtstimmigem Ruf "Barrabam" auf die Frage, wer freigelassen werden soll, ging die Musik „durch Mark und Bein“, sie erschütterte direkt. Neben dem Bericht aus dem Evangelium (Tenor) standen virtuose Rezitative und Arien im Mittelpunkt, in denen die wunderbar kraftvollen Solostimmen die Brücke zu den Emotionen der Beteiligten sowie der Gläubigen in allen Zeiten schlagen. Diese Botschaft richtet sich auch direkt an uns heute.

Musikalischer Höhepunkt und zentrale Aussage des Werkes  ist die Erkenntnis, nachdem Jesus gekreuzigt wurde: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.“ Dieser Chorus steht denn auch in Es-Dur, einer weichen Tonart (wie übrigens auch variiert in der Johannes-Passion von Bach). Und noch eine Besonderheit an dieser Stelle: Bach hat mit Zahlensymbolik komponiert. Er verwendet 14 Noten, die seinem Namen im Alphabet entsprechen: B ist der 2. Buchstabe, A der 1., C der 3. und H steht an 8. Stelle, dies ergibt zusammen die Zahl 14.

Besonderes Gewicht wurde gelegt auf Detailtreue, Feinheiten der wechselnden Tempi und Betonung von Musik und Text sowie auf das sensible Zusammenspiel von Solisten / Chor und Orchester, wodurch eine besondere Wirkung, ja Ergriffenheit des Geschehens erzielt wurde. Die Besucher der vollbesetzten Kirche verharrten nach dem letzten Ton still in Andacht. Genauso sollte man sich in der Passionszeit auf das Osterfest vorbereiten und die eigentliche Geschichte erfahren, die nur in den Kirchen erlebbar ist und den Blick auf das Wesentliche schärft: auf Jesus Christus.

Gisela B. Adam, Köln

 

 

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